Ganz schön groß geworden, aber weiterhin mit freundlichem Gesicht: Smart geht jetzt mit dem Elektro-SUV #1 auf Kundenfang.
Foto: Christian Frederik Merten
Ganz schön groß geworden, aber weiterhin mit freundlichem Gesicht: Smart geht jetzt mit dem Elektro-SUV #1 auf Kundenfang.

Inhaltsverzeichnis

bfp-Fahrtest

Elektro-SUV #1: Ganz anders smart

Smart macht alles anders als zuvor, das kleine Elektro-SUV #1 ist für Markenverhältnisse überhaupt nicht mehr klein. Ein Test der mittleren Ausstattung Premium.

Disruption lautet das Stichwort (nicht nur) in der Autobranche, und Smart nimmt sich dieses Motto ganz besonders zu Herzen. Nachdem Mercedes seine Kleinstwagen-Tochter zu 50 Prozent in die Hände der chinesischen Volvo-Mutter Geely gab, ist es (vorerst?) vorbei mit den Microcars. Die neue Smart-Generation namens #1 wandelte sich zum vollwertigen B-SUV. Was bleibt: der reine Elektroantrieb, auf den sich Smart zuletzt auch bei den Microcars Fortwo und Forfour fokussierte. Wie also schlägt sich der neue große Smart im Alltag?

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Der erste Eindruck: Groß geworden bist du, Smart!

Exakt 4,27 Meter misst der von uns getestete Smart #1 in der Länge. Damit zielt er genau auf das Segment kleiner SUVs – und übertrifft die letzte Smart-Generation um fast 1,60 (Fortwo) oder 0,80 Meter (Forfour). Aber Smart hat sich mit dem #1 ja ganz bewusst vom Konzept des klassischen City-Flitzers verabschiedet. Dennoch werden ihn nicht wenige auch an den Microcars aus vergangenen Zeiten messen.

Abgesehen ist der #1 ein Design-Kind seiner Zeit. Fließende Linien und ein dynamischer Auftritt prägen seinen Auftritt, das farblich abgesetzte und optisch schwebende Dach sorgt für optische Spannung. Durchgehende Leuchtenbänder hinten und vorn zählen ja mittlerweile zum Optik-Standard neuer Autos, also verzichtet auch Smarts neues SUV nicht darauf. Besonders am Heck leugnet der #1 nicht, dass Mercedes immer noch 50 Prozent an Smart hält: Obwohl der #1 auf einer komplett neuen und eigenständigen Plattform steht, sind Ähnlichkeiten zum Mercedes EQA da.

Innere Werte: Viel Platz für ein kleines SUV

Auch im #1-Interieur setzt Smart auf fließende Linien, die Armaturentafel läuft schwungvoll in die Mittelkonsole aus. Auf ihr thront serienmäßig ein 12,8-Zoll-Touchscreen, die wesentlichen Fahrinfos stellen  9,2-Zoll-Digitalinstrumente hinter dem Lenkrad bereit. Die Bedienung im Smart #1 erfolgt überwiegend digital, Knöpfe und Tasten gibt es kaum. Zur Ergonomie aber an anderer Stelle mehr.

Wie viele andere Elektroautos nutzt auch das neue Smart-SUV die Potenziale des Stromantriebs aus, wenn es ums Raumangebot geht. Nicht nur für seine Größe bietet der #1 auch im Fond viel Kopf- und vor allem Beinfreiheit. Das Kofferraumvolumen des getesteten #1 Premium liegt mit 313 Litern im Klassenschnitt, kommt zum Beispiel an die 360 Liter des kleineren Fiat 600e aber nicht heran. Das gilt auch für die Basis-Varianten des Smart #1, deren Gepäckräume 323 Liter schlucken. Allerdings: Anders als beim 600e lassen sich im Smart noch 15 Liter Kleinkram im Frunk unter der Fronthaube verstauen.

Auf der Straße: Smart wird groß

Dass Smart mit dem #1 quasi über sich selbst hinaus gewachsen ist, spürt man nicht nur an den Fahrzeugdimensionen auf Kompaktwagen-Niveau, sondern auch auf der Straße. Nicht nur, weil der #1 mit 272 PS nicht nur für ein kleines SUV mehr als üppig motorisiert ist und dementsprechend agil nach vorne drängt (sein Spitzentempo 180 erreicht er spielend). Sondern auch, weil der Smart #1 generell als vollständiges Alltagsfahrzeug taugt. Auch bei höheren Autobahn-Geschwindigkeiten liegt er satt und komfortabel auf der Straße, nur schnell gefahrene Querfugen mag das Smart-Fahrwerk nicht so gerne. Gleichzeitig vermittelt vor allem die Lenkung einen agilen, zur Motorleistung passenden Eindruck.

Wo Licht ist, ist natürlich auch Schatten, und den verursachen in diesem Fall einige der Assistenzsysteme. So reagiert der Autobahn-Assistent teils überempfindlich und meint, er müsse schon in leichten Linkskurven vor den Lkw rechts kapitulieren und das Elektro-SUV unnötigerweise abbremsen. Der Spurhalte-Assistent verrichtet seine Arbeit zwar zuverlässig, aber dafür ziemlich ruppig. Und wo wir gerade auf der Autobahn sind: Mit zunehmendem Tempo werden auch die Windgeräusche immer lauter.

Was uns außerdem auffiel: Auch Smart treibt es mit der Digitalisierung ziemlich bunt – Stichwort schalterloses Cockpit. So sind zentrale Funktionen ausschließlich über das Infotainment bedienbar. Wenn sich aber Außenspiegel oder sogar die Nebelschlussleuchte nur über den zentralen Monitor bedienen lassen, geht das aus unserer Sicht zu weit. Auch wenn Smart ein zugegebenermaßen sehr übersichtliches Steuerungsmenü entwickelt hat, dass alle zentralen Funktionen auf einen Blick anzeigt.

Effizienz: Smart-Verbrauch knapp unter 20 kWh

Mit 19,7 kWh pro 100 Kilometer blieb unser Smart #1 Premium auf unserer Verbrauchsrunde knapp unter der 20-kWh-Marke. Damit lag unser Testverbrauch rund 3 kWh über dem WLTP-Wert (16,8 kWh). Die von Smart kommunizierten 440 Kilometer Reichweite waren deshalb nicht drin, rund 300 Kilometer sind praktisch aber machbar. Schön: Wer den Smart laden muss, kann das zumindest beim großen Akku (netto 66 kWh Kapazität) serienmäßig mit 22 kW an der AC-Säule tun. Schnellladen funktioniert bei diesem Akku mit maximal 150 kW.

Was gibt´s fürs Geld? Mehr als Premium muss nicht sein

Sich einen Smart #1 auszusuchen, ist eigentlich gar nicht so schwierig. Eine der fünf Ausstattungslinien wählen, dazu eine Farbe und ein Interieur, fertig ist das kleine Elektro-SUV. Einzelextras gibt es außerhalb der fünf Linien nämlich nicht.

Starten wir also mit der Basisversion #1 Pro, die Smart erst kürzlich ins Programm genommen hat. Für 31.504 Euro (alle Preise zzgl. USt.) ist der Basis-Smart zu haben, und dafür gibt es schon eine Menge Ausstattung. Infotainment und Navi, festes Panoramadach, 360-Grad-Kamera, Sitzheizung vorn, Autobahn-Assistent, zahlreiche weitere Assistenten, Zweizonen-Klimaautomatik, Einparkhilfe vorn und hinten oder sogar eine elektrische Heckklappe – alles schon in der Basis dabei. Allerdings: Der Pro kommt als einziger #1 mit dem kleinen 49-kWh-Akku, die WLTP-Reichweite liegt bei lediglich 310 Kilometern. Auch beim Laden müssen Fahrerinnen und Fahrer Abstriche machen: 22 kW im AC-Modus gibt es hier nicht, mit 7,4 kW liegt die Ladegeschwindigkeit sogar unter dem 11-kW-Standard der meisten Elektroautos. Beim Schnellladen gibt´s maximal 130 statt 150 kW.

Die wiederum bietet der #1 Pro+, das bisherige Basismodell. Der Pro+ kostet mindestens 35.706 Euro, kommt mit der selben Ausstattung des Pro, hat aber die große 66-kWh-Batterie und die schnelleren Ladeleistungen an Bord. Und mit 420 WLTP-Kilometern auch deutlich mehr Reichweite.

Womit man sagen könnte: Reicht ja für den Alltagseinsatz. Dummerweise bietet Smart wichtige Ausstattungs-Features aber erst ab der mittleren Ausstattungslinie Premium (ab 37.807 Euro) an. Und da denken wir vor allem an zwei Komponenten: die Wärmepumpe sowie das kabellose Smartphone-Laden. Damit allerdings wäre der Smart #1 dann auch wirklich sinnvoll ausgerüstet.

Wer sich allerdings noch mehr Power wünscht als die schon üppigen 272 PS von Pro, Pro+ und Premium, der muss zu Pulse (ab 39.067 Euro) oder Brabus (ab 41.168 Euro) greifen. Dann gibt´s zwei Motoren, Allrad- statt Heckantrieb sowie aus den Einzelleistungen der beiden Motoren addierte 428 PS. Wie gesagt: Wer die Power will, perfekt. Braucht man aus unserer Sicht aber nicht.

Fazit Smart #1 Premium

Ein Smart, wie man ihn gewohnt ist, ist der #1 nicht mehr. Wer sich aber mit dem neuen Konzept anfreundet, bekommt ein solides kleines Elektro-SUV, das sich im Alltag als Allround-Auto eignet. Das alles hat natürlich seinen Preis, wobei sich die Ausstattung des neuesten Smart schon in der Basis sehen lassen kann.

Der Smart #1 Premium in der Kurzkritik:

Plus:

  • Viel Platz
  • AC-Laden mit 22 kW Serie ab Pro+
  • Gute Basisausstattung

Minus:

  • Zu digitale Bedienung
  • Teils ruppige Assistenzsysteme
  • Keine Einzeloptionen oder Optionspakete wählbar

Technische Daten Smart #1 Premium:

  • Fünftüriges, fünfsitziges kleines SUV
  • Länge/Breite/Höhe: 4.270/1.822/1.636 mm
  • Antrieb: Heckantrieb mit Eingangautomatik
  • Motor: Permanentmagnet-Synchron-Elektromotor
  • Leistung: 200 kW (272 PS)
  • Max. Drehmoment: 343 Nm
  • Reichweite (WLTP): 440 km
  • Kapazität Lithium-Nickel-Kobalt-Mangan-Batterie (netto): 66 kWh
  • Ladeleistung (AC/DC): 22/150 kW
  • Ladedauer AC (10 – 80 %): < 3:00 h
  • Ladedauer DC (10 – 80 %): < 0:30 h
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 6,7 s
  • Norm-Verbrauch: 16,8 kWh
  • Testverbrauch: 19,7 kWh
  • CO2-Emission (WLTP): 0 g/km
  • Kofferraumvolumen: 331 l
  • Zuladung: 425 kg
  • KH/VK/TK: 15/20/21
  • Grundpreis Testwagen netto: 37.807 Euro
  • Stand: November 2023

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