Ioniq 5 – so heißt der erste Vertreter der Hyundai-Elektro-Subbrand Ioniq. Als Mittelklasse-SUV im Kompaktauto-Design ist er ein typischer Crossover. Beim zweiten Ioniq zieht Hyundai aber ganz andere Saiten auf. Zwar steht der Ioniq 6 genauso auf der Konzern-Elektroplattform E-GMP. Als flachere Mittelklasse-Limousine geht er beim Konzept aber komplett andere Wege. Auch die Linienführung des Ioniq 6 ist ziemlich eigenständig, denn Hyundai will die einzelnen Ioniq-Baureihen optisch deutlich voneinander differenzieren.
Ioniq 6: Elektrisch und ein Gesicht in der Menge
Beim Design hat es der Ioniq 6 faustdick hinter den Ohren, bricht mit so ziemlich allen Konventionen der klassischen Limousinen-Gestaltung. Hyundais erste Mittelklasse-Limousine nach Sonata und i40 kommt mit flacher Front, bogenförmigem Dach und Fließheck. Eine große Klappe gibt es nicht, dafür aber einen Déjà-vu-Effekt: Mit dem stark nach hinten abfallenden Heck und dem durchgehenden Leuchtenband weit unten erinnert uns der Ioniq 6 – Porsche-Enthusiasten jetzt bitte schnell weiterlesen – ein bisschen an den 911. Form follows in diesem Fall function, denn nur so habe man den cW-Wert von 0,21 erreichen können, erklärt Hyundai. Egal ob´s einem gefällt oder nicht: Ein Gesicht in der Menge ist Hyundais Elektro-Limousine so oder so.
Anders als beim Außendesign kann der Ioniq 6 seine Verwandtschaft mit dem Ioniq 5 im Interieur nicht verleugnen. Vor allem die Einheit aus Digitalinstrumenten und das Infotainment-Touchscreen kommt direkt bekannt vor. Auch im Ioniq 6 messen sie jeweils 12,25 Zoll. Über Platzprobleme können sich weder Front- noch Fondpassagiere beschweren. Der Gepäckraum ist für eine knapp 4,86 Meter lange Limousine aber ziemlich knapp bemessen: Lediglich 401 Liter schluckt der Ioniq-6-Kofferraum, und das bei einer ziemlich kleinen Ladeluke. Da macht der 45-Liter-Frunk unter der Fronthaube den Kohl auch nicht mehr fett. Zumal er bei den Allradlern auch nur 15 Liter fasst.
800-Volt-Bordnetz auch im Hyundai Ioniq 6
Besondere Stärke des Ioniq 6 dagegen: sein 800-Volt-Bordnetz. An der 350-kW-Säule sollen beide Akkugrößen in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen sein. Damit ist der Ioniq 6 problemlos auch auf der Langstrecke einsetzbar.
Aber apropos Akkugrößen: Drei Antriebsalternativen stehen bei Hyundais Elektro-Limousine zur Wahl. Die Ioniq-6-Basis bildet ein 151-PS-Hecktriebler, der seinen Strom aus einer 53,0-kWh-Batterie zieht. In die Mitte fährt ein 229-PS-Motor, ebenfalls mit Heckantrieb, aber mit dem größeren 77,4-kWh-Akku. Der dient auch als Stromlieferant für die 325-PS-Topversion, die mit einem zusätzlichen Elektromotor an der Vorderachse und damit mit Allradantrieb vorfährt. Als Reichweiten gibt Hyundai für die Basis 429, für den stärkeren Hecktriebler 614 und für den Allradler 583 WLTP-Kilometer an. Auch das klingt nach Langstreckentauglichkeit. Übrigens kann der Ioniq 6 geladenen Strom auch wieder abgeben, ist technisch auf die Vehicle-to-Load-Funktion ausgerichtet.
Auch elektrisch: Die Eigenschaften einer großen Limousine
Wir haben uns für eine erste Probefahrt den Allradler geschnappt. Zu 72 Prozent war sein Akku beim Start gefüllt, der Bordcomputer zeigt 349 Kilometer möglich Fahrt an. Nach knapp 54 Kilometer Fahrt war der Akku noch zu 57 Prozent gefüllt, die Restreichweite lag bei 269 Kilometer. Mit 20,3 kWh Verbrauch lag unser Ioniq 6 mit 20-Zöllern oberhalb des WLTP-Werts von 16,9 kWh je 100 Kilometer. Allerdings haben wir auf einer kurzen Autobahn-Etappe auch ausgetestet, wie sich der Elektro-Hyundai in Sachen Dynamik schlägt.
Und da gibt es nichts zu meckern. Seine 325 PS verbirgt der Koreaner auch im Alltag nicht. Und sonst fährt sich der Ioniq 6 ebenfalls, wie man es für eine große Limousine erwartet. Nicht zu straff, aber auch nicht zu komfortabel gefedert, macht das große E-Mobil einen insgesamt souveränen Eindruck. Unser Ioniq 6 fuhr übrigens mit digitalen Außenspiegeln vor. Ein Extra, das aus unserer Sicht kaum Mehrwert bietet und auf das wir auf jeden Fall verzichten würden.
Unser Tipp: Ioniq 6 Dynamiq
Und ist trotzdem ziemlich günstig eingepreist. Schon ab 36.891 Euro (alle Preise netto zzgl. USt.). ist der Ioniq 6 in Basis zu haben. 151 PS sowie unter anderem Batterieheizung, LED-Licht, Navi, Telematikservices, Sitz- und Lenkradheizung, elektrische Heckklappe, wichtige Assistenten (Autobahn- und Notbremsassistent), Einparkhilfe vorn und hinten und Rückfahrkamera sind dann bereits serienmäßig an Bord. Eine Wärmepumpe ist in der Basis jedoch noch nicht Standard, sie kostet 1.008 Euro extra.
Mehr Optionen mit Ausnahme einer Farbe (555 oder 832 Euro) liefert Hyundai für den Basis-Sechser auch gar nicht. Wer also mehr Ausstattung möchte, greift Dynamiq, Techniq oder Uniq. Dann ist die Wärmepumpe auch bereits serienmäßig an Bord, allerdings sind nicht alle Pakete auch für alle Antriebe lieferbar. So müssen Kunden des Basis-Antriebs auf die Topvariante Uniq verzichten, Kunden des stärkeren Hecktrieblers auf die Basis-Ausstattung. Und der Allradler an der Spitze der Ioniq-6-Motorisierungen kommt ausschließlich in den beiden höchsten Ausstattungen Techniq und Uniq.
Welche wir wählen? Mit der Wärmepumpe, zusätzlichen Assistenten (Totwinkel, Ausstieg und Querverkehr hinten), dem elektrischen Fahrersitz, automatisch abblendendem Innenspiegel und kabellosem Smartphone-Laden ist der Dynamiq sinnvoll ausgestattet. Beim Allradler würden wir es deshalb auch beim Techniq belassen. Nur wer unbedingt die digitalen Außenspiegel möchte, muss zum Uniq greifen. Denn nur dort sind sie für 1.092 Euro zu haben.
Technische Daten Hyundai Ioniq 6:
- Karosserie: Limousine viertürig
- Maße | Kofferraum: 4.855 x 1.880 x 1.495 mm | 401 l (plus 45/15 l Frunk)
- Elektro: 151 – 325 PS | 13,9 – 16,9 kWh | 0 g CO2 | ab 36.891 Euro
- Max. Ladeleistung (AC/DC): 11/240 kW
- Max. Ladezeit (AC/DC): 5:25 – 7:10 h (0 – 100 %)/0:18 h (10 – 80 %)
- Akkugrößen (netto): 53,0 | 77,4 kWh
- Max. Reichweite: 429 – 614 km
- Versicherung: KH: 19 | VK: 27, 29 | TK: 23
- Verbrauch, Emissionen und Reichweiten nach WLTP; Preise netto zzgl. USt.
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